„Beiträge zur Geschichte von Wünschendorf/Elster und seiner Umgebung“
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"Der Dachshügel bei Großdraxdorf "
Da, wo die Eisenbahn Weida - Werdau aus dem Elstertale in das Fuchstal einbiegt, und der Fußweg von Wünschendorf nach Großdraxdorf den Fuchsbach und die Bahngleise überschreitet, erhebt sich auf dem rechten Ufer der Elster eine mit düsterem Nadelwald bestandene schmale Bergnase; sie ist das Ende der zwischen dem Elster- und Fuchstal sich ausbreitenden Hochebene, auf der das Dörfchen Großdraxdorf liegt. Der Abhang zum Elstertal ist außerordentlich steil auf breiten Geröllrutschen und in tiefen Rissen der spitzen, hausgiebelähnlichen Felswände fristen Kiefern ihr kümmerliches Dasein, Füchse und Dächse hausen in den Felsspalten, und der Uhu fand einst dort sichere Nistgelegenheit. |
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Der Ort, auf dem die Burg gestanden haben soll, heißt auch noch Dachshügel und war einst mit dichtem Gebüsch bewachsen, welches aber von dem Besitzer des Grundstücks namens Bräunlich, ausgerottet wurde, um Felder anzulegen. Bei dieser Arbeit mußte viel Brandschutt, vermischt mit Schlacken und angebrannten Knochen, weggeräumt werden; wertvolle Dinge wurden nicht gefunden, doch vermuten ältere Leute von Großdraxdorf im Dachshügel unterirdische Gewölbe, mit Schätzen gefüllt, und an machen Stellen des Weges klingt es hohl und dumpf, wenn man bei trockenem Wetter darüber hingeht. Als Bräunlich im Jahre 1847 auf diesen Feldern pflügte, fand er, nachdem schon einmal ein Pferd |
Steinbeile vom Dachshügel |
tief in den Boden eingesunken war, ein Drahtgewirr an seinem Ackerpflug, das ihn bei der Arbeit störte; unwillig entfernte er dasselbe und wollte es wegwerfen; da merkte er aber, daß der Draht fest sei, darum nahm er ihn mit nach Hause und gab ihn seinen Kindern, die damit einen alten Vogelbauer ausbesserten. Nach längerer Zeit hörte der als Altertumsforscher bekannte Lehrer Beltz aus Mosen von dem Funde; der Draht wurde untersucht und festgestellt, daß er aus reinem, geschlagenem Golde bestand und wahrscheinlich ein Teil eines mit schwächerem Golddraht schön verzierten Urnenschmuckes gewesen sein mag. Der altertumsforschende Verein zu Reichenfels erwarb die Drahtreste für 25 Mark und fügte sie seinen Sammlungen ein. Als bekannt wurde, dass früher schon auf dem Dachshügel seltsam geformte Steine gefunden worden seien, in denen man Steinbeile und Steinhämmer erkannte, die auch in den Besitz des genannten Vereins übergingen, entschloß sich derselbe, auf dem Dachsfelde planmäßige Ausgrabungen vornehmen zu lassen. Im Herbst 1854 wurde mit der Arbeit begonnen; schon in geringer Tiefe stieß man auf Unmengen zerstreut liegender Scherben mit und ohne Glasur, von verschiedener Art, Farbe und Form, auf große Schlacken- und Aschelager, vermischt mit Knochenresten und Scherben; auch fand man eine Sandsteinplatte und einen feinen Reibestein, offenbar eine Handmühle. An einer anderen Stelle erschien eine ungefähr einen Meter dicke Schicht gebrannter Lehmstücke, von denen etliche noch die Abdrücke der Finger und Stückhölzer zeigten, ferner fand sich eine Menge Holzkohlen auf weißer Tenne ruhend; der Grundstücksbesitzer soll gegen neunzig Scheffel davon abgefahren und verbraucht haben.Endlich entdeckte man auch noch einen länglichen, ungefähr fünf Meter langen und halb so breiten Hügel, in dem man ein aus beinahe zweihundert einzelnen kleinen Abteilungen bestehendes Grab erkannt. Jedes einzelne von Steinplatten begrenzte Kämmerchen enthielt wohl vier Hände voll verbrannte Knochenreste; nur in einer Zelle stand eine zusammengedrückte, mit Asche gefüllte Urne. Grundmauern wurden nirgends gefunden. Alle diese prähistorischen Funde, die hier im Boden aufbewahrt lagen, lassen mit ziemlicher Sicherheit den Schluß zu, daß den Dachshügel wohl nie ein Schloß oder eine feste Ritterburg geziert hat, sondern daß er vielmehr im Laufe der Zeiten des grauen Altertums nach oder neben einander mancherlei Zwecken gedient haben mag. Vielleicht war er zu irgend einer Zeit einmal ein geheiligter Ort mit heidnischen Heiligtümern; ob dieselben nun die Teufelskanzel, jener altersgraue, zackige, fünf Meter hohe, auf der vordersten Bergkante emporragende Felsblock trug, oder ein Ort, da man Tode verbrannte und ihre Asche aufbewahrte. | |
Der Brandschutt und die Lehmstück scheinen von einem bogenförmigen Schutzwall herzurühren, der sich vom steilen Abfall der Höhe zur Elster bis zum dichtbewaldeten Berghang der Weßnitz hinzog und die Burgstatt gegen die übrige Hoch-ebene nach Großdraxdorf zu abgrenzte und abschloß. Mit großer Wahrscheinlichkeit läßt sich daraus schließen, daß die Bergzunge einst ein Burgwall (Wallburg) gewesen sein mag, die als Zufluchtsort in Kriegszeiten diente. Die zirka 70 Gegenstände, die vom Dachshügel im Altertumsmuseum zu Reichenfels liegen, lassen erkennen, daß die Burgstatt wohl gegen 2000 Jahre von Menschen zu oben genannten Zwecken aufgesucht und benutzt worden ist. Der größte der sieben dort gefundenen Steinkeile ist eine Spanne lang und aus Kieselschiefer, während der kleinste aus rötlichem Schiefer gefertigt ist. |
Teufelskanzel |
Ein Steinkeil besteht aus Grünstein, ein anderer aus Grauwacke, er ist ungefähr 400 Gramm schwer. Alle Steinbeile sind beiderseits gut zugeschliffen, haben gerundete Ecken, sind aber nicht durchbohrt, stammen also aus der ältesten Steinzeit; nur 3 beinahe kreisrunde, roh gearbeitete Schieferscheiben sind durchlocht, und zwar ist die Bohrung mit Vollbohrer von beiden Seiten aus vorgenommen worden, so daß die Oeffnung beiderseits trichterförmig erscheint. Vielleicht waren diese Scheiben Amulette, vielleicht auch nur Kinderspielzeug, wie auch die gefundenen 4 Tonkugeln von 4 cm Durchmesser. |
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Aus der Bronzezeit sind bei den Ausgrabungen nur 3 Gegenstände gefunden worden: ein kreisrunder Schildbuckel (?), eine Lanzenspitze und ein kunstvoll gearbeiteter Bronzemeißel mit lappenartigen Ansätzen zum Einschieben des Stieles von ungefähr 12 cm Länge und 4 cm Breite, im Gewicht von 500 g. Durch Handel mag er in unsere Gegend gekommen sein. Ob die mancherlei Eisenfunde auf dem Dachshügel alle aus der ältesten Zeit stammen, erscheint recht zweifelhaft, gewiß mag ihr aber die 8 cm lange eiserne Pfeilspitze, ein kleiner Ring u.a. mehr angehören. Der im Querschnitt quadratische 78 cm lange Eisenspieß mit Tülle, die Schlüssel u. a. mögen aus einer viel späteren Zeit stammen, vielleicht lagen diese Dinge ursprünglich gar nicht am Fundorte, sondern sind erst dahin verschleppt oder dort verloren worden. Das gewaltige rötliche Aschelager, die vielen schwarzglasigen, durchlöcherten Schlacken und die Unmenge kleiner Scherben, die zum Teil aus schwarzer, feiner Tonmasse hergestellt sind und an der |
Durchlochte Schieferscheibe, Schildbuckel aus Bronze, Bronzemeisel, Bronze-Lanzenspitze |
Außenseite zuweilen viele halmähnliche Furchen haben, legen den Schluß nahe, dass die Burgstatt lange Zeit als Zufluchtsstätte gedient haben mag; die reichen Vorräte noch brauchbarer Holzkohlen aber sind ein Beweis dafür, daß man die Wallburg auch noch längere Zeit zu ähnlichen Zwecken zu benutzen gedachte. Wodurch der Plan vereitelt worden ist, läßt sich wohl nie feststellen. Die Namen Unter- und Oberhammer, dazu die großen Mengen Schlacken und Holzkohle lassen auch die Vermutung aufkommen, daß einst auf dem Dachshügel im tiefen Waldesdunkel eine verborgene Eisenschmelze gewesen sein kann. |
"Der Hüttchenberg bei Wünschendorf"
Unter den Festen unserer heidnischen Vorfahren scheint das Julfest das größte und heiligste gewesen zu sein. Wenn nach den kürzesten Tagen die Sonne sich anschickt, ihre Tagebogen weiter und höher zu spannen, zogen festlich gekleidete Herolde durchs Land und verkündigten den Julfrieden, der drei Wochen dauerte. Gewaltige Feuer wurden auf Höhen entzündet und verkündeten, weithin leuchtend, Friede und Festfreude. Am ersten Tage des Julfestes, so gebot es die heilige Pflicht, versammelten sich die Priester, um nach den misteltragenden Eichen, die schon während des Sommers ausgesucht worden waren, zu ziehen; ein Priester schnitt mit vergoldeter Sichel die Mistelzweige behutsam ab, legte sie in ein weißes Tuch, und im festlichen Zuge ging es zu den geweihten Stätten, die Altäre der Götter zu schmücken. Waren die Opfer dargebracht, so wurden die Mistelzweige in geweihtes Wasser getaucht, als Schutz- und Heilmittel unter das Volk verteilt und von diesen sorgsam verwahrt. Wie die Sage berichtet, war der Hüttchenberg am rechten Elsterufer oberhalb Wünschendorf eine Stätte, da man den Göttern diente und Mistelzweige zum Julfeste weihte. Das häufige Vorkommen von Misteln auf Obst- und Waldbäumen in der Nähe dieser Bergkuppe bei Cronschwitz und ganz besonders in Großdraxdorf, dessen älteste Bewohner die Mistel noch heilig hielten und sich scheuten, sie von Obstbäumen zu entfernen, scheint die alten Überlieferungen zu bestätigen. Könnten jene zwei uralten Eichen am felsigen Südrand des Hüttchenberges, die wohl die ältesten der ganzen Umgegend sind, reden, vielleicht würden sie die Worte der Sage „Schone sie (diese zwei Eichen), es sind die zwei letzten von den heiligen Bäumen“, bekräftigen. |
"Die Sorben "
Von den elf Gemeinden, die zur großen Kirchfahrt Veitsberg gehören, sind wohl sicher folgende sorbischen Ursprungs: Wünschendorf, Pösneck, Untitz, Meilitz, Zossen, Cronschwitz und Zschorta. |
Das feste Haus zu Veitsberg
Im Sorbenlande siedelten sich nach und nach deutsche Bauern an und verrichteten "harte Hinterwäldlerarbeit". Nachdem schon zur Zeit der Karolinger eine Reihe "fester Häuser" an den Ufern der Saale errichtet worden war, wurde auch über das Land an der mittleren Elster ein Vogt gesetzt, der seinen Wohnsitz auf dem Berge unmittelbar über der Mündung der Weida in die Elster nahm. Weil sich die Verwaltung des Sorbenlandes für den deutschen König kaum lohnt, vielleicht aus finanziellen Gründen, überließ er dasselbe den Vögten als Lehen. Nach den Vögten erhielt dasselbe den Namen Vogtland - terra advocatorum. Heinrich der Aeltere von Weida nennt sich 1209 advocatus (advocates - vocat - voget - vogt). |
Die Veitskirche Von den bekannten Glaubensboten kam keiner in unser Elstertal; Bonifatius * drang nur bis zum Saaltal vor und errichtete in Saalfeld (Salvelt) eine Art Missionsstation. Der erste christliche Bote des Glaubens war der Mönch Boso aus St. Emmeran in Regensburg, der im Elstertale die Gleichnisse, die Wunder und das Leiden und Sterben des Herrn verkündigte. Wahrscheinlich ist, daß er auf dem Berg, da die Veitskirche steht, oder dem Hüttchenberge eifrig lehrte. Vor der Hunnenschlacht auf dem Lechfelde (955) hatte Kaiser Otto I. das Gelübde abgelegt, im Wendenlande Bistümer und Kirchen zu errichten, wenn ihm der Herr den Sieg verleihen würde. Um sein Versprechen zu erfüllen, ließ er 962 in Magdeburg ein Münster erbauen und stiftete das Erzbistum Magdeburg, dem die Pflicht und das Recht zustehen sollte, im Wendenland Bistümer zur planmäßigen Ausbreitung des Christentums zu errichten. Mit Genehmigung der Synode zu Ravenna (968) wurden die Bistümer Meißen, Zeitz und Merseburg gestiftet und Mönch Boso zum Bischof von Merseburg ernannt. * Bonifatius schrieb dem ein ausschweifendes Leben führenden Frankenkönig Ethibald, daß man schon ein solches noch tief im Heidentum versunkenes Volk (Wenden) eheliche Treue so hoch halte, er als Christ zur Heilighaltung derselben noch viel mehr verpflichtet sei. (Hahn, S. 24.) Die Bekehrung der Wenden ging recht langsam vonstatten, da, wie es scheint, es der Kirche an „lebendigem Missionssinn“ fehlte. Sie fühlte keine Verpflichtung, unter den Slaven Mission zu treiben; das Stift Köln kannte die ihm gehörige Pflege „Salaveld“ wohl als Bärenjagdgründe aber nicht als Missionsland. Erzbischof Anno v. Köln befahl: „Wer seinen Honigzins nicht pünktlich bezahlt, wird in Haft genommen; dem Diebe werden Weib und Kind in die Sklaverei verkauft.“ Mit der Zunahme der Christen im Elstertale, die meist als fränkische Bauern einwanderten, machten sich an der Kapelle Erweiterungsbauten nötig. Aus romanischer Zeit stammt der westliche Teil der Kirche, dazu auch der schmälere mit dem Glockenturm. Mehr als hundert Jahre vor Luthers Geburt scheint ein größerer Umbau stattgefunden zu haben; es wurde wahrscheinlich das prächtige Ostjoch angebaut. Die Rippen desselben, sowie die des anstoßenden älteren Jochs ruhen auf Wandkonsolen, Kragsteinen, sind mit Kehlen versehen und vereinigen sich in zwei Schlußsteinen; im Schlußstein, der mit einer Rosette geziert ist, treffen 4 Rippen zusammen, während im östlichen Schlußstein, der die drei verschlungenen Buchstaben I. H. S. zeit, 6 Rippen sich vereinigen. Das Ostjoch, welches den schlanken Spitzturm trägt, wird an seiner Außenseite von fünf starken Strebepfeilern mit Pultdächern gestützt, an denen die Leidensgeschichte dargestellt ist: Gebet am Oelberg, Geißelung, Kreuztragung, Kreuzigung und Auferstehung.
Auf dem Altar steht ein Altarschrank mit der frommen Maria, der „Gottesmutter“, in der Mitte, die den Fuß auf den Halbmond setzt, mit dem Jesuskinde auf dem Arm, zur Linken die heilige Barbara , zur Rechten die heilige Katharina. Auf der Rückseite der Flügeltüren befinden sich neben andern Bildnissen heiliger Frauen auch das des heiligen Veit, eine stattliche Jünglingsgestalt mit lockigem, wallenden Haar, mit Buch, Hahn und Palme. St. Veit soll von der Insel Sizilien stammen, war Christ, erlitt während der Christenverfolgung den Märtyrertod, seine Peiniger warfen ihn in einen Kessel mit siedendem Oel. Über dem südlichen Eingang der Kirche ist ein Sandsteinrelief eingemauert, St. Veit im Oelkessel, es soll aus der Zeit der Einweihung 1168 stammen; ihm wurde das Kirchlein gewidmet, daher der Name Veitskirche. Veit galt als Wundertäter an Menschen und Tieren, niemand rief ihn vergeblich um Hilfe an, und die an der nördlichen Kirchentür angebrachten Hufeisen sollen von dankbaren Fuhrleuten herstammen, denen er und den Pferden aus schlimmer Not und schwerer Krankheit geholfen oder die im Kirchlein vor gefährlicher Weiterfahrt ein kurzes Stoßgebet verrichteten.
Auf dem Heiligenschrein, inmitten einer Strahlensonne, sitzt Christus mit der Dornenkrone, das müde Haupt auf den linken Arm gestützt. Als die Kirche der Reformation ihre Türen öffnete, mag der fromme Dulder mit der Dornenkrone auf den Altarschrein aufgesetzt worden sein. Der untere Teil des Altarschrankes zeigt Joseph und Maria, die an der Krippe knieen, über der drei Engel, aus einem Notenbuch singend, schweben. Die Verkündigung der Geburt und die Anbetung durch die drei Weisen zeigen zwei kleine Bilder. In der Glockenstube des Glockenturmes hingen bis zum Sommer 1917 in ihren Stühlen vier Glocken: die große Glocke, die jetzt noch vorhanden ist, die Taufglocke, die Mittagsglocke und die Zeichenglocke. Am ältesten war die Mittagsglocke; nach Oberpfarrer Liebeskind soll sie am Anfang des 13. Jahrhunderts, kurz nach der Einweihung der Kirche durch Bischof Gerung, in einer klösterlichen Gießstätte, vielleicht in Naumburg oder Zeitz, gegossen worden sein; sie hatte 58 cm Durchmesser und 52 cm Höhe, trug am Halse zwischen Bandstäben den lateinischen Glockenspruch (Hexameter): Die Gefäß, Gott woll` es weihn, dem Volk sei Heil, im Wetter Gedeihn. Die Flanke schmücken sehr verschiedene Reliefs. Die Anschrift mit ihren seltsam schönen Buchstaben und der Bildschmuck verdanken ihre Entstehung sicher der kunstgeübten Hand eines Mönches. Während eines Trauergeläutes im Februar 1915 zersprang sie, ein Riß in ihrem Metall verwandelte ihre helle Stimme, die so manches Jahrzehnt den Frönern und Arbeitern in Feld und Wald die oft langersehnte Mittagsstunde laut ansagte, in ein schauerliches Wimmern. Als im Juli 1917 Glocken und Orgelpfeifen aus Zinn abgeliefert werden mussten, wurde sie zwar durch ihren kulturhistorischen Wert vor dem einschmelzen bewahrt, musste aber ihre alte liebe Veitskirche, der sie in Treue so manches Menschenalter gedient, verlassen; man brachte sie in ein Museum nach Eisenach, dort hängt sie vereinsamt, stumm und ungekannt. Nach dem großen Umbau der Kirche scheint dieselbe sowohl äußerlich als auch im Innern wenig Veränderungen erfahren zu haben; ein glücklicher Stern waltete in Kriegszeiten über ihr, und unversehrt steht sie noch heute. Nur eine gewaltige Windsbraut riß ihr am 1. Mai 1779 das Dach zum Teil ab und trug Knopf und Wetterfahne nach Wünschendorf, wo beide auf der Gebind niederfielen. Das Jahr 1896 brachte der Veitskirche innerlich eine gründliche Erneuerung und Verschönerung unter Leitung des sehr sachverständigen Baurates Mothes aus Zwickau. Über Veitsberg schreibt Archivrat Schmidt: Dieser graff Ekeberth und sein sone haben wiederumb vernewert und erbawet Sanct Veitskirchen, dreymal xcuvor zcustört und verbrandt, und haben gebeten Bischof Uthonen, die Kirche zu weihn ... ... die Kirche auf St. Veitsberg, als die abe brante, weit sie Bischof Gerungus. Graf Attribo und graff Zisca sein beyde mit beyden iren gemhalm kurez nach einander verstorben und alle sambt vorm hohen altar sankt Veits begraben. |
Das Kloster Mildenfurth "Roh und mit der christlichen Relegion noch unbekannt, und unkundig der göttlichen Abkunft, befand sich die Bevölkerung noch im Heidentum und Eitelkeit“, so schreibt um 1070 ein Chronist von den Bewohnern unserer Heimat und 1127 erteilt Papst Honorius dem Kloster Saalfeld Vollmacht, im ganzen Lande Orla zu predigen, Tote zu begraben, Kranke zu besuchen, Beichte zu hören und zu taufen, da das Volk, das ehemals heidnisch gewesen, noch halb heidnisch zu sein scheine. Dem ersten Pfarrer zu Plauen wurde bei seiner Berufung im Jahre 1122 ausdrücklich zur Pflicht gemacht, die Gaubewohner von ihrem heidnischen Irrtum völlig auf den Weg der Wahrheit zu führen. Freilich war das nicht leicht, denn die Heiden im ganzen Sorbenlande lebten zerstreut, vielleicht auch verborgen in den großen Wäldern, voller Widerwillen gegen den neuen Glauben, der ihnen zudem auch den Zehnten auferlegte. Ob auch Voigt Heinrich der Reiche zu Weida eine ähnliche Anregung bekommen hat, ist nicht bekannt, doch entschloß er sich, ein Mönchskloster, das Kloster Mildenfurth, bauen zu lassen. Gründungssage, durch Arnold von Quedlingburg überliefert: Der Gedanke, den Tod des Bruders verschuldet zu haben, lastete zentnerschwer auf Heinrichs Gemüt, und als er im Jahr 1193 sich zu Magdeburg aufhielt, hatte er im dortigen Prämostratenserkloster einen schrecklichen Traum. Ihm träumte, daß er wegen Brudermords zum Tode verurteilt sei, und eine Schar Teufel wolle ihn zum Ort der ewigen Qual schleppen. In der Todesangst rief er die heilige Mutter an, und siehe, sie erschien ihm mit einer Anzahl Heiligen, ihn zu erretten, „damit er nit in der Hölle Glut ewig gequälet würde“. Tiefbekümmert erzählte Heinrich am nächsten Morgen seinen Traum dem Bischof, und dieser bestimmte, daß Heinrich zur Sühne ein Kloster bauen lassen möge, „von wegen des gesichts im slaff und seines bruderlichen mords halber“. Diesem Winke gläubig vertrauend, eilte Heinrich fröhlich nach Weida und ließ noch in demselben Jahre den Grundstein zu dem prächtigen Prämonstratenserkloster Mildenfurth legen. Der Prämonstratenser Orden wurde um 1120 von Norbert, dem Sohn eines Grafen zu Xanten a. Rhein, der später Erzbischof von Magdeburg wurde, gestiftet. Er erwählte sich, durch ein Traumgesicht bestimmt, einen öden, einsamen Platz in einem Walde in der Champagne, den er Prämonstratum, französisch Premonté (praemonstratum = den vorhergezeigten oder, pratum monstratum, d. h. gezeigte Wiese), nannte und ließ daselbst das erste Kloster erbauen. Die Ordensgenossen waren Geistliche. Norbert wird der Luther Sachsens für das 12. Jahrhundert genannt. Nach den noch vorhandenen wohlerhaltenen Bauten, die ein Gemisch aus alter und neuer Zeit sind, den Grundrisszeichnungen und Messungen von Aster und Mothes zu urteilen, muß das Kloster ein prächtiger Bau aus der Blütezeit des romanischen Stils gewesen sein, und „Bewunderung und Trauer“ erfüllt den Beschauer der Ueberreste. Der östliche Teil der Kirchenruine ist zu Wohn- und Wirtschaftsgebäuden umgewandelt; aus den Gebäuden der Südseite, dem Speisesaal (Refectorium) und dem Beratungssaal (Capitelsaal) wurde das jetzige Brauhaus; die Gebäude der West- und Ostseite sind meist verschwunden. Sie enthielten die Wohnungen (Zellen) der Mönche. Besonders schön gebaut war die Kirche. Ihr Haupteingang lag nach Westen, ist tief eingeschüttet und zugemauert, so daß von seiner einstigen Schönheit wenig mehr zu sehen ist. *Sie ist von dem berühmten Gießer Marcus Rosenberger in Schleiz gegossen, trägt die Inschrift: + anno. domini. m. ccccc. xxv. (1525) iar + O Jhesv. rex. glorie veni. com. pace. In das neue Kloster zogen Prämonstratensermönche aus Magdeburg ein. Ihre Ordensregel verpflichtete sie zu ganz besonderem Dienst der Jungfrau Maria und zur Abtötung des Fleisches durch Fasten und Geißelungen. Die Kasteiungen des Leibes gingen soweit, daß sie sich jede Fleischspeise versagten. Ihre Ordentracht war weiß und bestand aus Tunika, Stapulier und viereckigem Barett, darüber im Chor ein weißen Hemd und gingen sie aus, so trugen sie einen großen Mantel und einen breitkrämpigen, runden Hut, daher auch weiße Mönche genannt. Taglich versammelten sich die Mönche mehrmals in der Klosterkirche zum Gottesdienst, die meiste Zeit des Tages saßen sie in ihren Zellen bei den Büchern, sie lebten nach der verschärften Regel Augustins. Entsprechend dem Zwecke des Klosters: Ausbreitung des christlichen Glaubens, zogen die Mönche nach den Ortschaften der Umgegend, um in den daselbst erbauten Kapellen Gottesdienst zu halten. Mosen hatte 1288 schon eine „Hofkapelle“, aber erst 1478 berief der damalige Herr von Mosen, Heinrich von Wildenfels, seinen eigenen Kaplan, Joh. von der Hol *). In Meilitz stand 1294 schon eine Kirche, in der Mönche von Mildenfurth Gottesdienst hielten, auch Untitz, Großfalka, endschütz, Letzendorf, Köckritz, Wolfersdorf, Clodra usw. besaßen zeitig eigene Kapellen. Ein Fußweg von Mildenfurth über Endschütz nach Wolfersdorf zu führt noch heute den Namen „Mönchssteig“, und eine alte Sage berichtet, daß Mönche von Mildenfurth nach Endschütz kamen, um im dortigen Kirchlein zu predigen, wegen großer Unsicherheit (viel Wölfe) führte jeder Mönch auf seinem Gang dahin zwei große Hunde mit sich; ein Haus zu Endschütz musste die Hunde füttern, ein anderes für den Mönch die Schuhe, ein drittes die Schnallen dazu, ein viertes die Mahlzeit für den frommen Bruder geben usw. Daß die Mönche Bücher abschrieben mit Kielen von Gänse- und Rabenfedern und die Anfangsbuchstaben der einzelnen Kapitel verzierten, ist allbekannt, die Altertumssammlung zu Reichenfels besitzt solche Bücher. Ein in der Heilkunst damaliger Zeiten erfahrener Bruder sammelte heilsame Kräuter, bereitete Tee, Arznei und Salben und pflegte nicht nur kranke Klosterinsassen, sondern wurde zuweilen auch in die Ritterburgen (Rittergüter), deren fast jedes Dorf eine hatte, gerufen, dort Kranken Hilfe zu bringen. Der Gründer des Klosters bedachte dasselbe mit reichen Stiftungen; er schenkte ihm Güter in Deschwitz, Untitz, Wälder zwischen Schömberg und Burkersdorf und die Fischerei in der Weida von ihrem Einfluß in die Elster bis an die Weidaer Flurgrenze, welche Schenkungen Heinrichs Söhne ausdrücklich bestätigten *). Andere Leuten folgten seinem Beispiel. An Aufmunterung zur Beschenkung des Klosters ließen es auch die Mönche selber nicht fehlen, Päpste und Bischöfe unterstützten sie und gewährten freigebig dem Kloster Ablaßbriefe, kraft deren die Mönche Ablaß auf 40, ja sogar 80 Tage erteilen konnten. So wurde Mildenfurth bald ein besuchter Wallfahrtsort, zumal es auch ein Büchlein besaß, das die Lebensgeschichte des heiligen Levin enthielt, welches nach Angabe der Mönche unter Aufsicht Gottes mit Hilfe der Mutter Maria und des heiligen Geistes geschrieben worden sei. Dem Abt Berthold habe es Maria eigenhändig überbracht, nachdem er oft „mit hitziger Andacht darum gebeten“. Dem Volke wurde es hinfort zur Anbetung ausgestellt, und dem Kloster flossen dadurch reiche Einnahmen zu. Der Pirnaer Mönch Joh. Linder bemerkt dazu: Gott tat hernach so große Zeichen durch St. Levin, daß eine merkliche Wallfahrt entstund; da war im Kapitalhaus Getreide gleichmessig in der Schwere nach einem Gelöbnis den Leuten gewogen. Der Ertrag des Ablasses des Bischofs von Würzburg 1440 diente vermutlich zur Erbauung des Kreuzganges und Refektoriums. Selbst die alten abgetragenen Mönchskutten wußten die Mönche gut zu verwerten, um ihren Reichtum zu vergrößern. Es galt in jener Zeit für ausgemacht, daß die Mönchskutte schnell durch das Fegefeuer helfen könne, darum ließ sich so mancher Laie in einer Kutte begraben, die er rechtzeitig von den Mönchen erwarb. *) Es besaß Grundbesitz in Birkigt, Burkersdorf, Cronschwitz, Culmitzsch, Debschwitz, Dittersdorf, Döhlen, Draxdorf, ebersdorf, Falka, Köfeln, Liebsdorf, Mildenfurth, Piesigitz, Rohna, Rußdorf, Schömberg, Seifersdorf, Steinsdorf, Untitz, Veitsberg, Weida, Wittchendorf, Wolfsgefährt, Wünschendorf, Zossen. So sollen in Waltersdorf z.B. Leichen mit Mönchskutten, die eine Sichel in der Hand hielten, bei der Anlage neuer Gräber gefunden worden sein. Zuletzt besaß das Kloster 380 weidaische Scheffel Feld, die schon genannten Waldungen, baute jährlich 85 Fuder Heu und besaß sonst noch ganz bedeutende Gerechtsame. Laienbrüder pflanzten und pflegten wohl Obstbäume und Weinstöcke, kümmerten sich auch um die Arzneipflanzen und den Gemüsebau, allein die gesamte Feldarbeit überließen sie anderen Leuten unter der Aufsicht eines Verwalters, d. h. sie legten ihnen Frondienste *) auf, und in mehr denn 60 Ortschaften gab es Häuser, die dem Kloster zu Mildenfurth fronpflichtig waren. Was das einzelne Gehöft zu leisten hatte, war genau schriftlich festgelegt. Die Fröner zu Waltersdorf mußten auch Wein in Lobeda holen, Wolle fortfahren, Fische auf drei Meilen Wegs fortfahren, Fischholz hauen, und was zum Röhrwasser gehörig, wenn man die Teiche, so zum Rittergut gehören, fischt, mit helfen ziehen und fischen, nach Hafen gehen und Netze aufstellen, Klötze für die Mühle auftreiben, Hopfen abnehmen, Hopfenstangen hauen, die Braupfanne, Braugeräte und Fässer holen. Von Jahr zu Jahr nahm der Reichtum des Klosters zu und die Strenge, mit der die Ordensregeln befolgt wurden, ab, so daß die Mönche, frei von allen Sorgen, ein angenehmes Leben führen konnten,, bis zur Reformation, der sie am liebsten die Tore verschlossen hätten. Luther aber beantragte bei dem Kurfürsten eine Kirchenvisitation. Als Kommission wurden dazu ernannt: Hieronymus Schurf, Melanchton, Hand edler von Planitz und Asmus von Haubitz; im Juli 1526 erschienen sie auch zu Mildenfurth. Doch da der Abt vorher eine Anzahl Mönche fortgeschickt hatte, so „gaben die Mönche zu Mildenfurth zu Klagen keinen Anlaß“. Im Jahre 1529 fand eine zweite Visitation statt; bald darauf wurde das Kloster aufgehoben, und am 5. Januar 1544 mit dem Vorwerk Wünschendorf und den Besitzungen an den Hauptmann Matthes von Wallenrodt von Koburg für 12000 Gulden verkauft, von denen 9000 fl bar bezahlt und 3000 fl durch drei Ritterpferde verdient werden sollten. Das Vorwerk Meilitz wurde auch am 5. Januar 1544 von der kurfürstlichen Regierung an Alexander v. Eichicht auf Langenberg als ein Mannlehngut, welches „mit einem gerüsteten Pferd in unser Amt Weida zu verdienen“ ist, um 2000 fl verkauft. Die hohe Jagd in den Fluren und Wäldern der Vorwerke behielt sich der Kurfürst vor. Die vorhandenen Bücher sind wahrscheinlich der Bibliothek in Jena einverleibt worden. Die Besitzer der 22 Häuser waren: Gottlieb Baumgärtel, Gottl. Müller, Joh. Bergner, Heinrich Schlutter, Gottl. Crienitz, Gottl. Schumann, Joh. Männel, Gottl. Teller, Joh. Feustel, Gottl. Trautloff, Gottl. Friedrich, Gottl. Weyrauch, Gottl. Fischer, Joh. Obenauf, Friedrich Geßner, Aug. Zinkeisen, Mich. Dix, Gottl. Zipfel, Gottfr. Knolle, Gottf. Zippel, Chr. Löscher, Joh. Zschäck. Kaufbrief
Von Gottes Gnaden Johannes Friedrich, Herzog von Sachsen, Churfürst und Burggraf ... bekennen vor uns und unsre Erben und tun kund männiglich. Nachdem unser Heyland Jesus in seinem heil. Evangelio spricht, daß eine jede Pflanze , so aus Befehl seines him. Vaters nicht geschicht, ausgerottet soll werden, dieweil Gott sein gnadenreiches und allein seiligmachendes Evangelium lauter und hell der Welt wiederumb hat erscheinen lassen, daß die Klosterordnung Gott zuwider, nunmehro gänzlich gefallen, also haben wir nachdem die Sequestration gefallen, solche Klostergüter erblich zu verlassen und unseren lieben Getreuen Matthesen von Wallenroth, Amtmann zu Corburg, das Kloster Mildenfurth mit allen Zugehörungen, gänzlich übergeben. Weimar 1544, und in unseren Landen und Fürstentume, weil es Gottes Wort zuwider und uns als dem Landes-Fürsten und Patron die Administration derer Güter, so in vorigen Zeiten und dafür es zu halten aus Unverstand und Irrtums dazu gestiftet und gegeben worden, heimgegangen, dieselbe der Notdurft in andere und christliche mildere Wege, zuförderst zur Unterhaltung rechtschaffener Pfarrer, Prediger und Kirchendiener, auch Lehr- und Zuchtschulen und den Armen zu gut zu verordnen; Inmassen wir dann auch eine tapfere und redliche Summe aus dem ierlichen Einkommen berührter Stifte und Klöster bereiten, dazu verschafft und gewidmet. Also haben wir, nachdem die Sequestration so nun etliche Jahre hergewest, wiederumb gefallen, mit vorhergehender Bewilligung unserer Landschaft mit etzlicher Kondition und - zu unserer Handen genommen mit Rat unsrer fürtrefflichen Räte bedacht, solche Klöster und Stifts-Güter einesteils und sonderlich, damit künftiger zeit die vorigen abgöttischen Orden darinnen nicht wieder aufgerichtet werden mögen, erblich zu verlassen. Und unseren lieben Getreuen Matthesen von Wallenroth, Amtmann zu Corburg, des Klosters Mildenfurth und seiner zugehörungen halben eines rechten, beständigen und unwiderruflichen erblichen Kaufs vereinigt und verglichen, urkundlich mit unserm hier angehangenem Insiegel wissentlich besiegelt und gegeben zu Weimar, Sonnabends den neuen Jahrestag anno Do. 1544. |
Kloster Cronschwitz
1. Ein Sohn Heinrichs des Reichen, Heinrich IV., der Mittlere, der Voigt zu Weida (Henricus de Wida), ward vermählt mit der Gräfin Jutta. Die Ehe war gesegnet mit 3 Knaben und 1 Tochter, die mit 7 Jahren starb. Der Schmerz über den Tod des geliebten Kindes, vielleicht auch die Sorge um das Heil ihrer Seelen oder ein "Sühnegelübbde" veranlaßte die Eltern, ihre Ehe zu trennen und in den geistlichen Stand zu treten. Am 8. September 1238 wurde in der Klosterkirche zu Mildenfurth durch Bischof Engelhardt aus Naumburg die Ehescheidung ausgesprochen, im Angesicht der zarten Kinder. 2. Durch Fronarbeit wurde das Kloster in kurzer Zeit aufgebaut. Zwar ist von demselben außer im Klostersiegel, dessen untere Hälfte eine einfache, dreifenstrige Kirche ohne Turm zeigt, kein Bild vorhanden; allein nach den im Jahre 1905 durch Ausgrabung freigelegten Grundmauern zu urteilen muß die Klosterkirche *) ein langer ansehnlicher Bau von Ost nach West gewesen sein, mit dem Haupteingange im Westen (?). Am östlichen Ende erheben sich noch zwei Mauerreste von ungefähr acht Meter Höhe. Der Stärke der Grundmauern nach, 1,80 bis 2 m, mag die Kirche ziemlich hoch und stattlich gewesen sein. Das Innere schmückte kunstvolle Steinmetzarbeit, von der durch die Ausgrabung viele Bruchstücke zu Tag gefördert wurden, die in der Ruine Aufstellung gefunden haben, so Teile von mit schönem Rundstab gearbeiteten Bögen, von Säulen, Rippen, Fenstern in spätromanischem Stil.
Im Jahre 1275 gingen die Schwestern zur strengen Observanz über und wurden dafür gelobt. U. B. II. 31. Den gesamten Klosterbesitz*) kaufte am 5. Januar 1544 der Hauptmann Matthes von Wallenrothfür 2200 Gulden und ein zu haltendes Ritterpferd. Die letzten verbürgten Nachrichten über das einstige Kloster Cronschwitz stammen, soweit bekannt, aus dem Jahr 1574, da heißt es: |
Etwas vom Bauernkrieg
Die 12 Bauernartikel fanden auch in unserer Heimat viel Anklang, und als die Kunde von den Taten und Erfolgen der süddeutschen Bauern eintraf, sammelten sich Bauern von Neustadt a. O. und der Umgegend und schlossen sich der Bewegung an, „etliche haufen haben die entborung mit fischen in der edelleut gehegten wasser angefangen und haben den von Eichich (Dreitzsch) Buster (Drakendorf), und von Bünow zu Schloben, und meyns vorsehens Dittrich von Lichtenhayn, Görg von Brandenstein (Oppurg) alle yhre heisser zcurissen und herausgenommen, was drynnen gewest.“ (Aus dem Bericht des Herzogs Johann an den Kurfürsten vom 30. April). Als diese Nachricht im Nonnenkloster Cronschwitz eintraf, flohen die Beichtmönche, und ein Brief, den die Nonne Anna von Gera, in dieser Zeit an ihre Schwägerin schrieb, läßt erkennen, daß die Nonnen wegen des Krieges in großer Besorgnis lebten. Deshalb gab das Kloster alle seine Kirchenschätze dem Herren von Gera, Heinrich XIV. zur einstweiligen Aufbewahrung. Am Sonntag Lätare, 11. März 1526, wurden sie zurückerstattet. |
Ritter und Bauern Die Gehöfte und Ortschaften, welche keine Frohndienste für Klöster verrichten mußten, waren wieder zu allerlei Diensten auf den Schlössern, Burgen und Gütern der Ritter*) verpflichtet. Solche Rittersitze, wohl meist angelegt zur Zeit der Unterjochung der Wenden, um sie im Gehorsam zu erhalten, gab es in recht vielen Orten unserer Heimat, so zu Clodra, Berga, Wolfersdorf, Culmitzsch, Endschütz, Mosen, Kleinfalka, Liebschwitz, Köckritz, Steinsdorf, Crimla, Hohenölsen usw.; in einzelnen Orten gab es deren zuweilen sogar zwei. In Meilitz lagen der Vorderhof, der 1670 dem Junker Heinrich von Eichicht gehörte, und der Hinterhof, auf dem zu jener Zeit die Familie von Raschau saß. Das Rittergut Wüstfalke gehörte 1670 dem Junker Ehrenfried von Wolfersdorf, während das Rittergut Kleinfalke im Besitz derer von Carlowitz war. Die Herren auf Mosen, Endschütz, Ronneburg u.a. übten selbst die Gerichtsbarkeit**) über die ihnen gehörenden Ortschaften aus.
Götz von Ende für mich und meine Leibes-, Lehnserben und Erbnehmer der Wahrheit zu Gunst an dies Kauf- und Erbregister mein angeboren Insiegel zu Ende der Schrift wissentlich gedruckt. Geschehen und gegeben wie oben. Später wurden die Fronleistungen trotz des Erbregisters bedeutend erhöht: die Fröner müssen mit der Sonne Aufgang auf dem Acker sein, um 11 Uhr aus- und um 12 Uhr wieder einspannen und dürfen vor Sonnenuntergang nicht Feierabend machen. Alle müssen sich nach der Sanduhr an der Linde vor der Kirche richten. (Schulchronik Mosen.)
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Die Frönerkost zur Heu- und Getreideernte in Staitz und Mosen
„ Bei dem Grashauen, wo sie zwei halbe Tage haben, bekommen sie früh 8 Uhr eine Kofent-Suppe und Milchbrei, erst mit grüner Butter gemacht und noch eine, wo sie es noch einmal mit machen; dann der Mann 1 Käse und Kofent zu trinken. Mittags eine Wassersuppe, Klöße mit Semmelbrühe, der ½ Pfund Fleisch und Biermarte. Zum Dürrmachen, wo sie um 8 oder 12 Uhr antreten, bekommen sie mittags eine Wassersuppe, Kohl und Sauerkraut, auch Linsen oder eingeschnittene Erdäpfel und Wolken eingebrockt. Dienstag und Donnerstag eine Wassersuppe, Klöße mit Brühe und Molken. Mittwochs eine Wassersuppe, Koitz und Molken. Nachmittags wenn aufgeschobert, oder so die Arbeit bis 6 Uhr vollbracht, erhält der Mann 1 Käse und sovile Brot, als er ist, nichts darf er mit nach Hause nehmen, und Kofent, so viel sie wollen beim Essen und bei der Arbeit.“ ..... Doch haben sie nicht bestimmte Stunden zu Mittag oder Halberabend-Essen, sondern treten sogleich nach dem Essen wieder in ihre Arbeit. ..... Sie tragen zum Aufbinden jedes sein Schock Band bis auf eines, der das Trinken trägt. Auch die neuen Ansiedler von Mosen in den Hainhäusern wurden mit Fronen und Abgaben belegt: 2 Gulden Zins, Hasenjagen in natura, Weiberfrone, Botenlaufen und zwei alte Hühner. Bei der Weiberfrone gab es morgens und abends 1 Stück Brot und einen Käs, und zu Mittag eine Mahlzeit mit dem Gesinde. Dem Fröner, der Stangen haut und aufräumt, wurde erlaubt, wenn er mittags und abends nach Hause geht, eine Stange mitzunehmen. Die Schenke zinset 15 Gulden, die Mühle 36 Gulden, sie verrichtet auch die Beilfrone, so oft es verlangt wird, bekommt dabei morgens und abends eine Kanne Bier, 1 Stück Brot, einen Käs und zu Mittag Mahlzeit mit dem Gesinde; die Mühle muß jährlich ein Schwein mästen., alles Mahlgetreide auf dem Hofe holen, und wieder hinbringen, dafür bleibt ihr die Metze, von jedem Scheffel Malz bekommt sie eine Kanne Bier, von jedem Gebräu einen Eimer Kofent. |
Mancherlei aus der Zeit vor dem dreißigjährigen Krieg
Die Zustände in unserer Heimat vor dem dreißigjährigen Krieg lassen sich am besten aus verschiedenen Verordnungen erkennen, die zwar teils schon aus Luthers Zeit stammen, im 16. Jahrhundert aber erneuert wurden. 1. Kostordnung aus 1482, erneuert 1550:
Bei Hochzeiten soll man auf den Dörfern nicht über vier Tische Gäste haben und denen nur zwei bis dreimal Essen geben, zum Morgenessen fünf, und zum Abendessen nur vier Gerichte vorsetzen. Zur Kirmse soll kein Bauersmann mehr den 15 Gäste haben und ihnen nicht mehr denn zweimal essen geben. An Feiertage vor oder während des Gottesdienstes darf niemand in dem „Kretschmar“ trinken, zehren, bei ein Schock Groschen Strafe, sowohl der Zecher, als der Wirt, außer Reisenden. An Werktagen darf kein Einwohner noch Handwerker, der sich zu arbeiten verdinget, zu der Zeche in ein Schenkhaus gehen. 2. Kleider-Ordnung 1482, erneut durch Herzog Moritz August:
Ein Edelfräulein darf kein Kleid tragen, das 2 Ellen lang auf der Erde nachgehet, auch kein seidenes Kleid. Kein Bauer, Bauersknecht, Bäuerin und Diener sollen handseidene, denn nur zu Brauthauben, auch kein ausländisch Gewand und Leinwand tragen, sondern daß hinförderst der Bauersmann sein Weib und Kinder an Tuch, das in unseren Landen gemacht, zu seiner Kleidung begnügen lasse. Den Schneidern war verboten, bei Verlust ihres Handwerkes und zwanzig Gulden Strafe den Bauern kein anderes Tuch anzuschneiden, und den Atlas zu verbrennen. Ausländische Tücher und alles Seidengewand soll gänzlich verboten sein, als Schmuck diene nach altem Brauch nur Haarband und Spange. 3. Kost, so den Handwerksleuten zu geben: Mittag und Abend vier Gerichte, an einem Fleischtag: eine Suppe, zwei Fleischgerichte und Gemüse; am Freitag: Suppe, ein Gericht von grünen und gedörrten Fische und zwei Zugemüse; an Festtagen: 5 Gerichte, Suppe, zweierlei Fisch, zwei Zugemüse; zum Morgen- und Abendbrot: Käs und Brot und keine gekochten Speisen. 4. Kirchenordnung von 1580. Art XLIII: Es ist eine sehr schändliche Gewohnheit, daß die Bauern an hohen Festtagen ihre Trinkereien am Abend des Festes anfangen, die Nacht über treiben, morgens die Predigt entweder verschlafen oder gar trunken zur Kirche kommen und darin schlafen und schnarchen. In anderen Orten missbrauchen die Bauern ihre Kirche zu einem Kretschmar, schroten das Pfingstbier darin, damit es frisch bleibe und trinken daselbst aus mit Gotteslästerung und Fluchen, darum hat Gott am Pfingstfest unter der Predigt, während die Bauern gewiß mehr an das Pfingstbier im Turm, als an die Predigt gedacht, das Getreide auf dem Felde in einem schrecklichen Wetter jämmerlich in die Erde geschlagen und in einige Kirchen mit Feuerstrahl geschossen. Alle Schwelgereien, auch bei Hochzeit und Gesellenbier, weil dabei nur Balgerei, Mord, gräuliche Unzucht entsteht, werden streng verboten.
5. Preis von Gewürzen usw: 1 kg Pfeffer kostete 25 35 M (nach heutigem Geld), 1kg Nelken oder Muskat 30 70 M, 1kg Zucker 23 M, 1 kg Salz 2 M. Trotz der hohen Preise wurde von Reichen dennoch viel Gewürz gebraucht. Heringe waren eine große Seltenheit; ein Stück wurde zuweilen mit einem meißnischen Gulden bezahlt. 6. Seltsame Rechte. Vielen Städten war das Meilenrecht verliehen. In allen Ortschaften innerhalb einer Meile von der betr. Stadt durfte niemand ein Geschäft oder Handwerk treiben; in Dörfern außerhalb der Meile waren nur die allernotwendigsten Handwerker zugelassen: Schmiede und Weber, und diese durften nichts anders, denn den armen Leuten um Lohn, nur grobe Dinge zu ihrer Notdurft arbeiten. Das Meilenrecht von Ronneburg reichte nach Westen bis an den Weg Endschütz Großfalke, alle Wirte innerhalb der Meile durften nur Ronneburger Bier schenken. Der Meilenstein, gewöhnlich Biermeilenstein genannt, soll bis 1848 unweit des Wegweisers an jener Straße gestanden haben. Welcher „Dorfherr“ andere Handwerker erlaubt, zahlt für jeden Fall 10 rheinische Gulden Strafe; denn es wird dadurch „einer geringen Stadt Schaden und Abbruch“ getan. Salzhandel durften nur Städte treiben. |
Goldgewinnung oberhalb Wünschendorf-Cronschwitz
Wenn der Oberbergmeister W. Petzold uns vermeldet, daß man am Sauanger einen Stollen gewältigt, daß ein Zentner Gesteinsmasse ein Lot Gold gab, also der Goldgehalt nicht unbedeutend war, so dürfte diese Nachricht wohl beweisen, daß am Sauanger und dem angrenzenden Silberberg bergbaulicher Betrieb auf Gold stattgefunden hat. Sicher hat man nicht kunstvolle, tiefe Schächte und Stollen mit kilometerlangen unterirdischen Abzugskanälen für Bergwerkswässerangelegt, sondern hat sich wohl mit einfachen brunnenschachtähnlichen Gruben, die den goldführenden Quarzgang durchstießen, begnügt und nach Erschöpfung seines Goldgehaltes wieder verfallen lassen. Eine solche Anlage dürfte im Flurstück „Silbergraben“ bez. „Silberaue“, eine Viertelstunde südöstlich von Zschorta, einst vorhanden gewesen sein. Am 11. Mai 1597 berichtet der Zehender zu St. Annaberg daß, albereit ezlich wäschgoldt von dem Seyfenwerk ahn der Elster Im Ampft Weydaw gelegen, im Thurf. Zehenden eingekommen, so 29 5/8 Ungarische gulden und der Ungarische goldtgulden pro 34 gr den gewerken Valentinns Schwaben bezahlt, daruon der gebuerenude Zehenden 4 R 16 gr 8 pf. verrechnet, die dan in der Zehendtrechnung zu befinden. (Weidaer Geschichtsblätter, 7. Heft, S. 30.) Der Goldreichtum des Vogtlandes lockte sogar Goldsucher von jenseits der Alpen herbei. Sebastian Verso aus Venedig, der das ganze Vogtland nach Gold durchforschte, schreibt über das Elstertal bei Greiz: Da findest du reiche Goldgeschiebe und da suche mit der Rute, bei dem alten Wasserhammer im Fluß aufwärts, da gibt es Goldflammen; da wo die Göltzsch in die Elster fällt, kommen 2 Goldgänge zusammen, da wasche. Männer aus Venedig sollen auch aus den Bächen bei Liebschwitz und Pösneck Gold gewaschen haben. Die Goldkörnchen der Elster waren verschiedener Farbe und Gestalt, manche sahen rot aus, wie rostiges Eisen, andere dunkelrot, beinahe schwarzglänzend, sie waren rundlich wie winzige Erbsen oder Bohnen, oft ganz spröde. |
Der dreißigjährige Krieg
Während der ersten Hälfte dieses schrecklichen Krieges blieb unsere Heimat beinahe ganz verschont, desto schlimmer erging es ihr aber in der zweiten Hälfte. Als der Kurfürst von Sachsen mit den Schweden einen Bund schloß, verwüsteten kaiserliche Soldaten das Land, und sobald er mit dem Kaiser Frieden schloß, hausten die Schweden in ihrer bekannten Weise. Im Jahre 1629 waren die Kriegslasten in den reußischen Ortschaften sehr schwer, deshalb ist der "junge Herr Reuß, Herr Heinrich nach Prag zu der römischen Kaiserl. Majestät und dem Generalissimo Herzogen von Friedland gereist, da er gnädigste Audienz und gute Verrichtung gehabt". Gleiches geschah 1638 als die Hatzfeldische Einquartierung gewesen. Im Winter 1631 bezogen sächsische Regimenter Winterquartier in Gera, Ronneburg, Altenburg, und die weimarischen Kriegsvölker lagen auf den Dörfern um Gera. In Gera und anderen Orten des Reußenlandes wurde eine Betstunde eingeführt und während derselben wurde mit der großen Glocke angeschlagen. 1632 zeigten sich kaiserliche Kriegsvölker, geführt von General Gallas*), er übernachtete in Mosen, zog über Linda nach Altenburg, und ließ durch seine Soldaten auf den umliegenden Ortschaften 600 Taler Kriegskosten eintreiben. In demselben Jahre, in der 24. Woche nach Trinitatis, kamen Schweden auf ihrem Zug nach Lützen durch unsere Dörfer und hausten übel. Nach der Schlacht verließ Wallenstein Sachsen, legte aber nach Plauen, Zwickau**) Besatzungen und sandte im nächsten Jahre von Schlesien aus "den fürchterlichen General Holk" mit dem Auftrag, Sachsen zu verwüsten, anscheinend um dadurch den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen zur Trennung von Schweden zu nötigen. Nachdem Holk***) das Vogtland ausgeplündert, erschien er von Plauen kommend, am 9. August 1633 vor Weida. Die Bewohner verschlossen zwar die Tore und sammelten hinter der Mauer alle ihre Verteidigungsmittel, doch vergeblich, denn vom Dilkenberg aus wurde die Stadt in Brand geschossen. Durch die Schindeldächer verbreitete sich das Feuer außerordentlich schnell, und bald lag die Stadt in Schutt und Asche, nachdem vorher alle Häuser ausgeraubt worden waren. *) In den Kirchenbüchern wird Deschwitz 1670 das „wüste Gemäuer“ genannt. *) Schulchronik von Mosen In demselben Jahre rückten Schweden von Erfurt, zu denen sich "viel liederliches Zeug von Erfurtischen Einwohnern geschlagen" nach Weida, die Stadt auszuplündern; im nahen Forst verbargen sie sich und erwarteten die Nacht. Zufällig lag aber Reiterei unter Rittmeister Morel vom Schleinizischen Regiment in der Stadt im Quartier. Ein Hausknecht, Just. Horn, hatte die Schweden bemerkt, meldete alles dem Rittmeister, der in aller Stille seine Reiter sammelte und ganz unverhofft und mit großer Kraft über die Schweden herfiel. Viele von ihnen wurden getötet, andere samt dem "Erfurter Raubgesindel" gefangen genommen und nach Dresden gebracht, wo sie als Diebe und Räuber mit dem Stricke belohnt wurden. Die meisten Ortschaften des großen Kirchspiels Veitsberg scheinen durch den 30jährigen Krieg und die Pest nicht allzuviele Menschen verloren zu haben. Nach den Kirchenbüchern hatten im Jahre 1670 Veitsberg 47 Kommunikanten, Trachinsdorf (Großdraxdorf) 35 Einwohner, davon 12 Paar Eheleute, Mylicz (Meilitz) 46 Einwohner, davon 9 Eheleute, Zcossan (Zossen) 44 Einwohner, davon 9 Eheleute, Cronschwitz 39 kommunikanten, Großfalkau 8 Paar Eheleute, Zschorta 7 Paar Eheleute, Undiz 10 Paar Eheleute, Wünschendorf im oberen Dorfe 20 Familien, in der Gasse 10 Familien, auf dem Anger 2 Familien, zusammen 97 Personen. Die Kirchkasse zu D. zahlte 1635:
Welch ergreifendes Bild bietet diese Aufzeichnung: Vertriebene, Abgebrannte, Waisen, Ausgeblünderte, Lahmgeschlagene auf Schubkarren und Krücken. Auch in der Kirchrechnung z. D. finden sich um 1640 Ausgaben an "vertriebene Leute, an verwundete Kriegsleute ..." |
Die Zeit nach dem dreißigjährigen Kriege
In der Kirche zu Veitsberg war alles was Wert hatte gestohlen: die heiligen Gefäße, die Decken, die rottaffetenen Fächlein zur Spendung des heiligen Abendmahls, die Bibel, die Agende; "nur ein klein silbern Kelchlein", welches die Soldaten nicht fanden, blieb erhalten. Selbst nach dem Friedensschluß zogen noch Horden umher und raubten, was vom Krieg verschont geblieben war. 1680 wurde die Kirche zu Mosen ausgeraubt; einer von den Dieben wurde jedoch erwischt, am 3. November 1680 gerädert unter dem Galgen, der auf dem "Gericht" stand. Um sich vor Plünderung und Diebstahl zu schützen, hatten viele Einwohner meist schon während des Krieges ihre Häuser, Gewölbe und Keller mit Doppeltüren, einer hölzernen und einer eisernen, versehen und ihre Fenster mit starken Eisenstäben vergittern lassen. Wie groß Sittenlosigkeit und Verwilderung waren, zeigt auch das nächste Beispiel: Der Pfarrer von Veitsberg wurde öfters in das Amt Mildenfurth gerufen, um Meineidige auf den Weg der Wahrheit zu führen; einem Zeugen aus W.,der einen falschen Eid geschworen hatte, wurden die drei Eidfinger abgehauen; dennoch schwor er in den nächsten Jahren noch fünf Falscheide. Nachdem ihm solches nachgewiesen, wurde er hingerichtet.
Vor oben genanntes Gut und erwähnte Beihülfe hat er zu geben versprochen 100 Gulden als das befindliche Gottesgeld, an Kapital bis 100 Gulden erfüllt worden jährlich mit fünf Gulden, Walpurgis 1651 den Anfang zu machen. Geschehen im Beisein von Georg Krause, Richters allhier und Jobst Wirth zu Untitz den 16. März 1649. (Schulchronik Mosen.) Dresden am 22. April 1648 unterthänigster getreuer Diener Hans Haubold v. Schleinitz. *) Noch im Jahre 1856 befand sich in einem Hause zu Wünschendorf eine hölzerne Feueresse. Durchlauchtigster Hochgeborner Churfürst p . . . Gnädigster Herr!Euer Ch. D. erinnern sich gnädigst, was Gestalt das Vorwergk Gräfenbrück und dessen Schäferen auf 4 Jahre, also von Walp. 1648 bis Walp. 1652 mir pachtweise vor vor und umb 200 fl. jährl. Pachtgeldes eingethan worden. Nun seindt gnädigster Ch. und Herr die obermeldten vier Pachtjahre Gottlob fast zu Ende. Also habe Eure Chr. D. Ich hiermit unterthänigst nicht allein zu erkennen zu geben, die Schuldigkeidt befunden, sondern zugleich dieselbe hiermit gehorsamst bitten wollen, ob Ihre Ch. D. nicht nochmals gnädigst belieben möchten, mir besagtes Forwergk auf maaße und weise wie die bisherige Verpachtung gewesen vor ....... indem die Felder die Kriegszeit über mit Busch und Holze so bestanden gewesen seyn, daß ich bis dato nach aller Überschlagung den allerwenigsten Nutzen zu empfinden gehabt. ..... sondern auch weil die zurückgebliebenen 400 Stück Schaf- und 6 Stück Rindvieh von des vorigen Schötzers Wittbe, indem das Inventarium vom Feinde (schwedischen Kriegsvölkern) abgenommen worden .... aus meinem Pachtbrief ausgetan werden möchten, denn Sie zur ersetzung wegen der Armut darzu nicht gelangen vermagk. ... Dresden, 18. März 1652. Unterthänigster, gehorsambster, treuer Diener Hans Haubold v. Schleinitz. Von der Pfarrei zu Cronschwitz heißt es: Sie ist ein steinern Haus, des Daches vordere Seite ist mit Ziegeln gedeckt, aber sehr durchsichtig, die andere mit Schindeln. Über das Schulhaus zu B. findet sich folgende Bemerkung: …das Dach, so teils mit Stroh, teils mit Schindeln gedeckt, ist fast überall durchsichtig und übel verwahrt, die zwei Kämmerlein sind vom Regen her durchfaulet. Die Pferdefröhner von Mosen konnten nach Beendigung des Krieges keine Spanndienste auf dem Rittergut leisten, da sie weder Pferde noch Futter für dieselben hatten, und versuchten deshalb, Spannvieh in abgelegenen Orten zu leihen; während der Zeit mußten die Handfröner ihre Arbeit mit verrichten. Einem Knecht und einer Magd, die sich sittlich vergangen, schenkte der Herr zu Mosen ein großes ausgestorbenes Bauerngut zur Strafe, nach kurzer Zeit entliefen beide bei Nacht wegen des schlechten Zustands des Gutes und wegen der schweren Frohnen und Abgaben, die auf demselben lagen. Um den Baumfrefel zu steuern, erschien am 26. Februar 1726 folgende Verordnung: Wer einen Propfen, Satzweide oder Satzerle beschädigt oder abhaut, muß den Schaden bezahlen und für den Frevel bei Wasser und Brot im Zuchthause einige Wochen büßen oder mit Abhauen der Hand bestraft werden; wenn er es böswillig getan hat, soll er mit dem Leben büßen. In einer Verordnung vom 14. Okt. 1739 steht: Baumfrevler ohne Ansehen der Person, Fremde und Einheimische, vornehmen oder geringen Standes, werden mit Geld, Gefängnis, Zuchthaus oder Leibesstrafe belegt, wird ein Baumfrevler ertappt, so hat er alle anderen Schäden, deren Urheber man nicht erwischt hat , mit zu ersetzen. Da alles Großvieh, Hornvieh, Schafe, Schweine ... geraubt waren, konnten nur wenige Gemeinden Vieh auf die Weiden schicken, und dort war es wieder vor den Wölfen nicht sicher, die sich während des Krieges gewaltig vermehrt hatten. Schon am 14. Febr. 1625 hatte der Kurf. S. Oberforstmeister Wilhelm Römer angeordnet, bei 8 Groschen Strafe, daß Wünschendorf, Untitz und Falke, sobald es schneit, sich in voller Anzahl an starken Mannschaften zur Wolfsjagd gebrauchen lasse, auf Anweisung der Forstbediensteten; und am 30. Jan. 1644 erschien folgende Verordnung: Hiermit wird den Untertanen der drei Amts Mildenfurthischen Dorfschaften Falke, Untitz und Wünschendorf nochmals ernstlich, insbesoderheit bei Strafe von 10 Thalern anbefohlen, daß sie sich auf die Wolfsjagd stellen, als die Hälfte der Mannschaft von vierzehn Tagen zu vierzehn Tagen laut Churf. S. Oberforstmeisters eingeschlossener in Abschrift überschickter Anordnung. Widrigenfalls und bei beharrlichem Ungehorsam wird eine große Strafe diktieret werden, die Exekution. Wonach ein jedweder zu achten hat. Signatum, d. 30. Jan. 1644. Amt Mildenfurth. Im Jahre 1643 wandte sich Wilhelm Römer auch bittweise an seine Gevatterin, Frau Sybilla von Poßern auf Waltersdorf, um Erlaubnis zu Wolfsjagden in ihren und ihrer Untertanen Gehölzen; weil sich diese "hochschädlichen Tiere" zu sehr vermehren. Vom Jahre 1656 bis 1677 wurden vom Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen "bei Hirschfeisten, Hirschbrunsten und wilder Schweinehatzen" getötet und als Deputat in Haaren und Salz geliefert zum Hofstaat und geschenket: 11175 Hirsche, 3354 Wildkälber, 1945 Rehböcke, 12885 Rehe, 769 Dammhirsche, 896 Stück Dammwild, 1951 hauende Schweine, 530 angehende Schweine, 1961 Keiler, 6026 Frischlinge, 2045 Wölfe, 14948 Hasen, 2339 Füchse, 933 Dächse, 558 Biber, 508 Fischottern, 144 Marder. Dem Federwild stellte man auf der Falkenbeize mit dem Falken nach. Der Falkner trug die Beizvögel; bei der Jagd auf scheues Wild war große Vorsicht geboten. Im rechten Augenblick galt es, den Falken so zu werfen, daß er gegen den Wind aufsteigen konnte, um seine Beute zu krallen; stürzte er mit derselben: Trappe, Kranich, Schwan, Fasan, Rebhuhn, Wachtel, Wildgans, Wildente, Ringeltaube oder gar Adler zur Erde, so hieß es so rasch als nur irgend möglich zur Stelle zu sein, um das Wild kampfunfähig zu machen. |
Schweden und Sachsen 1706 und 1707
So unwahrscheinlich es auch klingt, so es Tatsache; auch der "Nordische Krieg" unter Karl XII. brachte unserer Heimat arges Verderben. August der Starke, Kurfürst von Sachsen, schloß sich dem Bündnis gegen Karl XII. an, und unser Neustädter Kreis und Sachsen, welches gewiß nicht das geringste Interesse an diesem Krieg hatte, mußten für die "unglückselige Politik" des Königs büßen. Als Karl XII. mit seinem Heere in Sachsen einfiel, riet Kurfürst August seinen Untertanen, nach Schlesien und Böhmen zu fliehen, Herzog Moritz Wilhelm zu Sachsen-Zeitz ermahnte die Einwohner unserers Kreises am 21. Okt. 1706 in ihren Wohnungen zu bleiben. |
Salzburger Auf ihrem Zuge nach Preußen kamen viele Salzburger auch durch Gera, Zeitz, Altenburg..., in allen Orten gingen ihnen zahleiche Bürger entgegen, unter dem Gesang eines Chorals (Wer nur den lieben Gott) und unter Glockengeläute zogen sie in Gera ein, wurden von den Bürgern mit in ihre Häuser genommen, wie alte Freunde verpflegt, mit Geld, Kleidern, Wäsche, Lebensmitteln und Bibeln beschenkt; und nach kurzer Rast, während welcher sie das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt empfingen, zogen sie vom Stadtrat mit Reisegeld versehen, der auch ihre Kranken nachfahren ließ, weiter.
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Der siebenjährige Krieg Teilnahme erfüllt das Herz, wenn man von den Verwüstungen und Schrecken hört, die dieser Krieg anrichtete, doch bald tröstet man sich mit den Gedanken, daß unsere Heimat ja weit abseits lag und gewiß nur wenig zuleiden hatte; allein die Heimatgeschichte zeigt uns jedoch ganz andere Bilder. Schon die schlesischen Kriege zogen unsere Heimat in Mitleidenschaft. Zu den Kriegskosten derselben mußte der Neustädter Kreis 100 000 Taler zahlen, auf Waltersdorf b. B. entfielen anteilig 550 Taler, auf Cronschwitz 278 Taler, die im März 1746 abgeliefert werden mußten, und in Veitsberg erhob man von jedem Schock einen Taler; dazu mußten Unmengen von Mehl, Hafer, Heu nach Halle geschickt und 200 Rekruten gestellt werden. Wünschendorf und Veitsberg mußten Rekruten, Stückknechte, Pferde und Mehl schaffen. Nimritz, den 17. Febr. 1749 Heinrich v. Bünau. Die ganze preußische Armee stand im großen Bogen von Gera, Zwickau bis Schleiz (in Wünschendorf auf der Gebind an der Brücke lag ständig ein Wachtpikett) und mußte von den Einwohnern verpflegt werden; erst Anfang Mai verließ das große Heer wohlausgerüstet seine Winterquartiere. Die Bewohner der Dörfer mußten Unmengen von Heu, Hafer, Häckerling, Scheitholz, Betten und Brot in Weida abliefern und Wagen stellen, die dem Heere die Vorräte nachfahren mußten; Waltersdorf b. B. stellte zwei Wagen mit 4 Pferden, sie wurden in Weida beladen und kehrten erst nach sechzehn Wochen in die Heimat zurück; doch wußten die Knechte nicht anzugeben, wo sie überall gewesen. Von den Städten verlangten die abziehenden Truppen große Geldsummen, konnten diese in der festgesetzten Zeit nicht aufgebracht werden, so nahmen sie angesehene Bürger als Geißeln*) mit, bis die geforderte Summe gedeckt war. Bis in den August**) hinein saugten Preußen das Land aus, und im November erschienen österreichische Reiterei, Kroaten und Sachsen und forderten, vom Siege übermütig gemacht, von den verarmten Bewohnern ausgezeichnete Verpflegung. Sie waren für die drei Dörfer Wünschendorf, Veitsberg und Cronschwitz eine große Plage. Den abrückenden Truppen mußten alle Pferdebesitzer Vorspann leisten; erst nach Wochen und zum Teil ohne Gespann kehrten sie zurück.
Als die Reichsarmee endlich abrückte, mußten alle Pferdebesitzer Spanndienste leisten. Die Gemeinde Mosen mußte in diesem Jahre für Lieferungen und Spanndienste 347 Taler 9 Groschen 2 Pfennige aufwenden. A u f r e c h n u n g:
Am 2. Dezember 1762 ritt Friedrich der Große mit seinem Generalstab, unter dem sich auch Seidlitz befand, durch Ronneburg, Gera nach Thüringen. Sehnsüchtig erwartete überall seine Ankunft; denn man erhoffte bestimmt Milderung der Kriegslasten, allein vergebens. Aufwand vor die Königl. Preuß. Völker u. Soldaten als Einquartierung, Spannung, Verpflegung auf 4 Monate: November, Dezember 1762 und Jan. und Febr. 1763. 1756 kam der Preuße mit seinen Völkern wieder in Sachsen, da gingen die Lieferungen im Herbst an und sind Rekruten, Mehl, Pferde und Stückknechte ausgeschrieben und solche in Natur geschafft worden. 1760 ist die Reichsarmee nach Sachsen gekommen, auch französische Völker. Am 20. März 1763 wurde an allen Orten mit den Glocken geläutet und geschossen, auch in der Frühe des 21. März erschallte Glockengeläut. Um 9 Uhr versammelten sich die Kirchgänger des Kirchspiels Veitsberg vor der Schule daselbst, sangen mit den Schulkindern unter Musikbegleitung einen Choral; dann zogen alle in das altehrwürdige Gotteshaus, in dem an diesem Tage zweimal Gottesdienst gehalten wurde. Im Jahre 1763 borgten sie in Weida 6228 Taler. Averius, Königl. Prinz in Polen und Litthauen Herzog zu Sachsen, der Chursachsen Administrator. Noch einer andre Freude wurde einzelnen Ortschaften zu teil; Kursachsen begann nämlich, die im Kriege ausgeschriebenen Lieferungen zu bezahlen, von denen des Jahres 1761 sollte 1 Ztr. Mehl, mit 3 Talern, 1 Ztr. Heu mit 1 Taler, 1 Scheffel Hafer mit 2 Talern entschädigt werden. Auf die 20 Bauern von Wünschendorf entfiel abschläglich die Summe von 168 Tlr. 2 Gr., welche schon am 1. August 1763 zur Verteilung gelangte;
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Bilder aus der Zeit nach dem 7 jährigen Krieg Das Kriegselend war noch lange nicht überwunden, als die Teuerung in der Notjahre von 1770 bis 1772 in hereinbrach. Wer Früchte auf dem Felde stehen hatte, bewachte sie Tag und Nacht mit scharf geladenem Gewehr und bissigen Hunden, denn Diebstahl lag ganz allgemein. Allein wegen des unaufhörlichen Regens im Sommer 1772 reifte das Getreide nicht, sondern wuchs aus und verfaulte auf dem Felde. Einzelne Bauern schnitten die Aehren ab und trockneten sie in der Stube am heißen Ofen, und rieben die Körner aus; allein dieselben ließen sich in der Mühle nicht mahlen. Die Mühlsteine zerdrückten sie zu Brei, der einen üblen Geruch verbreitete. Die Leute aßen, um den Hunger zu stillen, Wegebreit und Disteln, kochten Queckenwurzeln und Haselkätzchen; Birkenrinde und Kartoffelschalen wurden gemahlen und aus solchem Mehl Brot gebacken. Oft sanken Leute vor Ermattung am Wege nieder; die Zahl der Bettler wurde mit jedem Tage größer. Vor der Tür eines wohlhabenden Mannes zu A. erschienen einmal an einem Tage gegen 200
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Die Hegegerichte Die freie Verfassung, nach deren sich die Dörfer selbst regierten, stammte aus der ältesten Zeit und wurde nach dem 30jährigen Krieg erneuert; der Gemeindebrief zu Endschütz wurde 1688, der von Letzendorf den 25. Sept. 1690 *) und der von Mosen 1760 von neuem bestätigt. In demselben heißt es, daß diese "Ordnung und Gesetze, welche die Gemeinde vor vielen Jahren für ein Gemeinderecht gehabt, solches von neuem entworfen, und nach dem alten Fuße erneuert und verbessert worden sei." Der Gemeinde stand derSchultheiß oder Heimbürge vor, er führte zum Zeichen seiner Macht einen Stab, Scepter genannt, der meist mit Jahreszahlen und großen Buchstaben und einem Griff versehen, ungefähr 1 1/2 Ellen lang war. Der Gemeindestab von Endschütz war verhältnismäßig stark, künstlich gedreht und trug die Jahreszahl 1680, der von Großdraxdorf war mit weißem Lack überzogen und trug die Jahreszahl 1678, der von Mosen die Jahreszahl 1604, der von Letzendorf die Zahl 1656 und die Buchstaben H. P. und C. Z., der von Veitsberg war achteckig, aus Lindenholz gefertigt, 1 1/4 Ellen lang, in jede Seite waren viele Buchstaben und Jahreszahlen eingeschnitten, auf einer Seite stand zu lesen Christoph Schaller 1768, eine andere Seite trug als letztes Zeichen J. G. D. 1850.
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Von den Innungen Um dem Adel, der durch seine Knechte auf seinen Schlössern Handwerke trieb, dieses Recht zu nehmen, und um die Entstehung des selbständigen Handwerks zu fördern, machte sich die Bildung von Innungen nötig. Doch sollte „Kaufmannschaft, Handwerk und Brauerei zu treiben", den Städten gebühren, auf den Dörfern sollten nur die allernotwendigsten Handwerker sein: Schmiede und Weber. Die Gemeinde Wünschendorf wandte sich schon im Jahre 1563 am Donnerstag nach Michaeli an den „Tit. Matthes von Wallenroth, Hauptmann zu Coburgk", mit der Bitte, einigen Handwerkern die Erlaubnis zur Niederlassung zu gewähren, welche, wie es scheint, auch gegeben wurde, denn später heißt es, daß seit einiger Zeit Handwerker im Dorfe seien. Ein Chirurgus von der Balbier-Innung. 1. Fünferlei Pflaster zu kochen, alle Tage nur eins, wovon jeder etliche Pfund bekommen könne, daß ein jeder vollkommene Genüge und keinen Mangel daran fände.
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Die Holzflößerei auf der Elster An den Ufern der Elster im Schlamm und Sande wird noch zuweilen ein halbverfaultes Holzscheit gefunden, doch nur wenig Leute wissen, daß es ein Flößscheit ist, daß auf der Elster hunderte von Jahren Holzflößerei betrieben wurde und daß am Fuße des Rechenberges sich über der Elster, da wo jetzt die eiserne Eisenbahnbrücke sich befindet, das Rechengebäude oder der Rechen erhob. Dieser war ein gewaltiges Balkengerüst, auf Holzjochen ruhend, das zugleich als Steg diente, von dem eine Menge starker Baumstämme schräg flussaufwärts in die Elster geschoben waren, um alles Floßholz aufhalten zu können.
In den holzreichen Gebieten der oberen Elster wurde im Herbst und Winter das Holz geschlagen, an bestimmten Orten an der Elster angefahren, gewöhnlich im März in dieselbe hineingestoßen, nach Leipzig geflößt, im dortigen Floßgraben aufgesammelt, herausgezogen, zu Klaftern aufgesetzt und verkauft. So versorgte das obere Elstertal die Städte Merseburg, Leipzig, und das Salzwerk Poserna mit Brennmaterial. Vor dem Rechen in Wünschendorf wurde zunächst einmal alles Holz angesammelt. Im April lagen die Scheite oft hoch aufgetürmt bis zur Mündung des Fuchsbaches, so daß man darauf laufen konnte. Auf Befehl des Floßmeisters zog der Rechenmeister mit seinen Gehilfen den Rechen auf, bewerkstelligte mit Hilfe der Flößer den Durchlaß der Scheite sowohl des Tages, als nach Bedarf auch des Nachts und hatte sorgfältig zu verhüten, daß zum Nachteil und Schaden der Flößer weder zu viel noch zu wenig Holz zum Rechen hinausgehe. Vor dem Rechen zu Crossen wurde dasselbe abermals angesammelt, doch durften hier höchstens 4000 Klaftern aufgestaut werden. In manchen Jahren wurden bis 40000 Klaftern Scheite auf der Elster geflößt. Aus Wassermangel und anderen Ursachen stauten sich die Scheite zuweilen von selbst an irgend einem Orte, vornehmlich an den Wehren. Dann hatte der Floßmeister dafür zu sorgen, daß die Flößerei recht bald wieder in Ordnung kam. Oft setzten dann die Mühlen gegen eine Entschädigung den Mühlgraben zu, damit alles Wasser und mit ihm das Flößholz über das Wehr ginge. War alles in dem Jahr zu flößende Holz durch den Rechen, so fuhren etliche Männer auf einer Fähre demselben nach, um Nachtrieb zu halten, und stießen alle Scheite, die an den Ufern, an Steinen und im Schilf hängen geblieben waren, in das fließende Wasser. Bei niedrigem Wasserstande suchte der Rechenmeister mit seinen Gehilfen die auf den Grund gesunkenen Scheite, brachte sie an das Ufer, schichtete sie in Klaftern auf und verkaufte sie nach eingeholter Erlaubnis des Floßschreibers, wobei von der gestellten jedesmaligen Taxe nicht ohne vorherige Genehmigung abgegangen werden durfte.
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Die Perlenfischerei in der Elster Alte Leute erzählen, daß einst in der Elster oberhalb Wünschendorf Perlmuscheln gelebt hätten, und ein Gelehrter fand auch wirklich im Elsterkies bei Wünschendorf Reste von Perlmuscheln. Die Flussperlmuschel (Unio margaritifer) ist der Malermuschel ähnlich, doch sind ihre Schalen dickwandiger, und die Schloßzähne sind stärker. In den Schichten des Mantels finden sich mitunter Perlen von rundlicher oder länglicher Form; bestehen sie nur aus reinster Perlmuttermasse, dann sind sie wertvoll. Die Perlfischerei in der oberen Elster und ihren Seitenbächen war ein altes Recht der sächs. Regierung, mit dessen Ausübung seit 1621 die Familie Schmerler zu Oelsnitz betraut ist. In den Jahren 1861-1900 wurden in der Elster 4562 Perlen gefunden. Im Jahre 1909 betrug die Ausbeute 6 helle und 17 halbhelle Perlen, und 1910 betrug sie 10 helle und 16 halbhelle Perlen. Im grünen Gewölbe zu Dresden befindet sich ein aus 177 Elsterperlen bestehender vierreihiger Schmuck. Auch ein daselbst aufgestellter Kamin ist mit vielen Elsterperlen verziert.
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Aus der Zeit Napoleon I. Am 10. Oktober 1806 gegen zwei Uhr nachmittags rückten die letzten von unseren Truppen aus der Umgegend von Mittelpöllnitz, wo sie fast den ganzen Tag ohne Verpflegung geblieben waren, ungehindert ab über Neuensorga nach Roda, ohne von der Vorhut des französischen Heeres, die ungefähr zu derselben Zeit in Triptis einrückte, bemerkt zu werden; das französische Hauptquartier befand sich zu Auma: Die Bewohner von Veitsberg waren in den Eichberg geflohen, nur der Wirt Caspar Trautloff, der Auszügler Fischer und der Schullehrer Schmidt waren zurückgeblieben. Dieser berichtet an den Superintendent Geithner in Weida, daß die ersten französischen Truppen am Nachmittag des 11. Oktober dort eingetroffen seien. Er hatte eine Menge Lebensmittel in der Schulwohnung bereitgestellt, die ihm sofort mit Gewalt genommen wurde. Bald darauf bekam er einen Obersten mit mehr als 12 - 15 Bedienten und Mannschaften ins Quartier, die er auf das Beste verpflegen mußte. Am andern Tag, es war Sonntag, glaubte er sich frei und sicher, da kam plötzlich vormittags um 9 Uhr „eine Partie rasender Feinde in seine Stube, die ihn wütend überfielen, seine Uhr und alles Geld nahmen“. Die Plünderung an diesem Tage hielt an bis zum Abend. Alle Türen, Schränke und Laden wurden aufgeschlagen und durchwühlt. Als die Plünderer nichts mehr fanden, zogen sie ihm seine Schuhe u. Beinkleider aus. Mehr als zwanzigmal schwebte er in Todesgefahr. (Aus Weidaer Sup-Alt. durch Herrn Lehrer M. Seyfarth.) In den Wäldern vernahmen sie da Getöse und Geschrei vom Lager her. Als es am 14. Oktober ruhiger wurde, schlichen einige beherzten Männer zum Lager, fanden es verlassen und kehrten mit ihren Angehörigen in das Dorf zurück. Aber wie sah es in den Häusern aus! Vieh war nicht mehr vorhanden, die Türen waren alle aufgebrochen, Kammern und Küchen ausgeräumt, Laden, Schränke*) und Koffer ausgeraubt, die meisten Betten gestohlen oder die Federn lagen im Hofe; denn Bettzeug und Inlett hatten als Säcke dienen müssen, um das gestohlene Gut wegschleppen zu können. Selbst die Holz-, Stroh- und Heuböden waren leer, alle Vorräte an Kartoffeln, Rauch- und Salzfleisch waren in das nahe Lager gewandert. Dem Bauer F. fehlten sogar Räder vom Wagen. Derselbe Bauer wollte ursprünglich sein Gehöft nicht verlassen. Als er aber seine Magd gegen eindringende Franzosen zu schützen suchte, begann man ihn zu schlagen. Da verhalf er zunächst der Magd zur Flucht und eilte danach auch selbst dem Walde zu. Als er über den Gartenzaun stieg, schickten ihm die Unholde eine Kugel nach, die zum Glück aber nicht traf. Dem Auszügler F., der ruhig zusah, wie das Haus ausgeräumt wurde, geschah nichts. Auf dem Topfbrett fand ein französischer Soldat auch einen Löchertopf. Man hatte damit vor wenigen Tagen Apfelmus bereitet; er betrachtete ihn sinnend, brachte ihn dann zu dem Alten mit einer Frage, die dieser jedoch nicht verstand, zeigte ihm mit den Fingern die vielen Löcher und warf endlich unwillig das seltsame Gefäß zur Seite. Zäune, Türen, Treppen, Körbe, selbst Stühle und Bänke dienten zur Unterhaltung der Lagerfeuer. Der Schweinehirt von Veitsberg, der sich auf dem Felde nicht sicher fühlte, suchte beim Herannahen der Franzosen sein Borstenvieh schnell noch in die Ställe zu bringen. Als er jedoch sein Vieh die Straße vom Gasthof hinauftrieb, erschienen vom Lachenberg her französische Reiter, hieben den Schweinen mit ihren Säbeln die Köpfe ab und schleppten die Tiere fort. Vom Gerichtsherrn wurde eine strenge Untersuchung vorgenommen, die Akten nach Dresden geschickt, aber von einer Bestrafung der Totschläger ist nichts bekannt. Am 11. Oktober kamen versprengte Sachsen von Saalfeld her nach Waltersdorf, hielten vor der Schenke an und nahmen einige Erfrischungen zu sich. Es waren 6 Mann vom Regiment „Max" - Chemnitz, 6 sächsische Dragoner, 1 preußischer Husar und etliche preußische Füsiliere. In ihrem Gefolge befand sich auch eine Marketenderin, Hanne Meinhardt aus Waltersdorf, deren Mann als Soldat beim Zwickauschen Regiment stand. Alle zogen nach Sorge.*) Der Lehrer Plöttner hielt gerade Betstunde, da schrie jemand zur Tür hinein: „Die Franzosen kommen!" Vom Besitzer des Rittergutes Rüßdorf, Friedrich Wunderlich, dem sie das Bajonett auf die Brust setzten, hatten sie 200 Gulden erpresst. Als sie über die Elster gesetzt sein wollten, befand sich der Kahn gerade am anderen Ufer. Den Fährmann Rose, der auf Wunderlichs Befehl an einer seichten Stelle durch die Elster watete, um den Kahn zu holen, begleitete ein Franzose, jederzeit zum Schuß bereit, wenn er entfliehen würde. Vor dem Rittergut W.s, bei der Linde, stand der Vogt Mich. Barth mit seinen Leuten. Die Franzosen machten zuerst Miene, in das Rittergut zu gehen, allein wegen der großen Menschenmenge, die zusammengelaufen, gehen auch sie nach Sorge weiter. Einige Waltersdorfer waren willens, die Franzosen im Holz zwischen Waltersdorf und Sorge zu überfallen und ihnen den Raub abzunehmen, z.B. Mich. Jung am Mühlberg ein guter Schütze, Joh. Freund und Mich. Piehler, doch ließen sie sich von ihrem Vorhaben abbringen. Die Freiheitskriege brachten unserer Heimat oft und viel Einquartierung, dazu auch schwere Lieferungen und Spanndienst. Schon im April 1813 rückten Preußen ein, denen bald Kosaken folgten, die ziemlich lange blieben und während der Zeit den Einwohnern viele Dinge stahlen, um sie irgendwo zu verkaufen. Später folgten auch Franzosen. In einem alten Schriftstück fand sich über die Preußen folgende Bemerkung: „ Am 1. April 1823 hab' ich neun Mann reitende Jäger im Quartier gehabt, haben sich aber gut betragen, hingegen der alte O. hat rechte Prügel von ihnen gekriegt." Ein Teil der Lützower, die bei Plauen den Franzosen Kanonen, Pulverwagen und Lebensmittel abnahmen, soll durch Weida gekommen sein. Unter ihnen waren Leutnant Schmidt, ein Jenaer Student, und ein Tischler Spindler aus Gera. Sie nahmen in Gera französische Gendarmen gefangen. „Es ist mit Genehmigung des hohen General-Gouvernements und der Königl. Sächs. Landesregierung die unterzeichnete Kreis-Deputation ermächtigt worden, zur Bestreitung der außerordentlichen Kriegslasten. Eine Anleihe von 50 000 Rthlr. auf den Kredit der Stände des Neustädter Kreises zu eröffnen. Es werden daher alle Kapitalisten des In- und Auslandes hiermit aufgefordert und gebeten, dieses durch die Zeitumstände nötig gewordene Unternehmen zu unterstützen. Die Bedingungen dabei sind folgende: 1. Die dargeliehenen Kapitalien werden mit 5 pr. Cent verzinset, und der Darleiher erhält dagegen eine gewöhnliche Kreis Obligation auf den Inhaber gestellt, und mit Zinsleisten versehen. Am 18. Mai 1815 wurde der Friede zu Wien*) abgeschlossen zwischen Preußen und Sachsen, und preußische Kommissare erschienen im Kreise, um das Land in Besitz zu nehmen. Als sie aber nach Liebschwitz kamen, das zum Kreis Leipzig gehörte, also nicht zu den von Sachsen abgetretenen Landesteilen, erhob der Guts- und Gerichtsherr v. Ziegenhierd auf Liebschwitz herzhaften Einspruch, und so verblieben die ehemals v. Ziegenhierd'schen Besitzungen dem Königreich Sachsen nämlich: Liebschwitz, Taubenpreskeln, Lietzsch, Legefeld, Grobsdorf, Loitzsch, Hilbersdorf, Niebra, Pösneck und Rückersdorf. Am 15. Nov. kam der Neustädter Kreis dann an das Herzogtum Weimar, Karl August wurde Großherzog mit dem Prädikate „Königl. Hoheit".
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Kaiserlich Russische Truppen in der Etappe Weida 1818 Von der schweren Batterie Nr. 17 lagen am 15. Dez. 1818 in Weida 2 Obriste, 250 Mann, 200 Pferde und der Brigadestab,in Köfeln 100 Mann und 93 Pferde. Von der leichten Batterie Nr. 17 lagen in Veitsberg 84 Mann, 30 Pferde, in Zossen 85 Mann, 83 Pferde, in Köckritz 55 Mann, 60 Pferde.
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Die Holzbrücke und die große Eisfahrt 1830 Schon zur Zeit der Klöster befand sich zwischen Wünschendorf und Veitsberg eine Brücke über die Elster*), im Jahre 1576 wurden wegen Neubaues derselben Verhandlungen gepflogen, die auch zum Ziele führten. Im siebenjährigen Krieg scheint die Elsterbrücke für beide Parteien von Bedeutung gewesen zu sein, denn zuweilen lag monatelang eine Brückenwache dort. Am 27. Februar 1784 wurde die Brücke durch eine gewaltige Eisfahrt zerstört. Die jetzt vorhandene Holzbrücke, ein Kunstbau damaliger Zeit, wurde im Jahre 1786 vom sächsischen Staat errichtet; der Schömberger Forst lieferte die gewaltigen Baumriesen, der Pächter des Kammergutes Mildenfurth mußte die Hälfte der Fuhren leisten, während die Bauern des Kirchspiels Veitsberg, zu dem in jener Zeit auch Großfalka gehörte, die übrigen Frondienst-Fuhren verrichten mußten, dafür waren, aber auch der Pächter und jene Bauern samt denen, die zum Mühlzwang Mildenfurth gehörten, vom Brückengeld frei. Als der Bau fertig war und eine Probebelastung vorgenommen wurde, schaute der Baumeister, den seine Leute nur den „schönen Hans" nannten, von der Höhe des Bornberges zu; mit dem Zusammenbruch der Brücke sollte auch sein Leben enden, allein sein Werk bestand die Probe zur Freude aller Bauleute glänzend. Noch heute bewundert wohl jeder Fremde, der durch diese Brücke schreitet, den stolzen Bau und die gewaltigen Stämme, die in denselben eingefügt sind, ein Schindeldach**) und seitlicher Bretterbeschlag schützt alles Holzwerk vor Fäulnis. So manche Ausbesserungen mußten im Laufe der Zeit an der Brücke vorgenommen werden, ganz besonders umfangreich waren sie im Jahre 1830. Zu jener Zeit wurde der doppelte Bohlenbelag von den senkrecht stehenden Balken, die noch ungefähr 1,50 m tiefer als große Zapfen unter die Brücke hinunterragten, getragen. Durch die gewaltigen Eismassen der denkwürdigen Eisfahrt am 26. Februar 1830, die sich vor der Elsterbrücke stauten, wurden die Zapfen, nachdem sie denselben lange Widerstand geleistet hatten, so daß das ganze Flussbett, von der Brücke bis zum Wehr mit Eisblöcken vollgestopft war, abgebrochen, der Brückenboden fiel durch, und aller Verkehr durch die Brücke war auf viele Monate unterbrochen.
Haus Nr. 1, dem Bauer Schneider gehörig, stand gar bald vollständig unter Wasser, umgeben von tobenden Eismassen, da den Bewohnern die Flucht abgeschnitten war, eilten sie in die Oberstube, nur der alte Vater, der so manche Eisfahrt schon erlebt hatte, war nicht zu bewegen, seine Stube zu verlassen; mit unheimlicher Schnelligkeit stiegen die Wasser, er trat, da Wasser und Eis die Tür fest zupreßten, auf den großen eichenen Tisch, und als das Wasser noch höher stieg, kletterte der furchtlose Mann auf den altmodischen Kachelofen und glaubte sich schon gerettet - doch immer höher stieg die Flut - dazu fing auch der Ofen, vom Wasser aufgeweicht, an, sich unter der ungewöhnlichen Last zu neigen; nun rief er endlich um Hilfe. Da die Seinigen die Stubentür auch von außen nicht zu öffnen vermochten, suchten sie in aller Eile durch Dielen und Decke eine Oeffnung zu hauen, allein während dieser Arbeit, die bei dem Mangel an geeignetem Handwerkszeug nicht schnell genug ging, verstummten plötzlich die Rufe, der Kachelofen war zusammengesunken und der alte Schneider in seiner Wohnstube ertrunken; die Hilfe kam zu spät. Von dem Hause des Floßmeisters Weyrauch wurden drei Wände von der Strömung hinweggespült, so daß das Obergeschoß sich bedenklich nach vorn neigte, die Bewohner*) flohen aus der Oberstube und retteten sich auf den Scheunenboden. Das Haus des G. Knoll, zwischen Obermühle und Wehrkopf stehend, wurde von den tosenden Fluten ganz weggerissen und 37 Häuser von Wünschendorf so beschädigt, daß sie gestützt werden mußten; in der Obermühle ertranken drei Personen. Im ganzen Dorfe kamen vier Personen, eine Anzahl Pferde, 56 Rinder, fast alle Schweine und alles Kleinvieh in den Fluten um; Haus- und Ackergerät, Werkzeuge, Brenn- und Nutzholz, Heu, Stroh, Körbe führten die Wassermassen mit fort und vernichteten und verdarben viele Vorräte. Nach der Eisfahrt bot der Ort ein trostloses Bild. Nach Anordnung der Behörde wurden die Schäden festgesetzt: Haus Nr. 30 hatte einen Schaden von 479 Thalern, Nr. 35 einen solchen von 500 Thalern, Nr. 34 einen solchen von 608 Thalern usw.; dem Heilgehilfen Pl. Waren alle Salben und Pflaster verloren gegangen. Um den Geschädigten aufzuhelfen, wurde im Lande eine allgemeine Sammlung veranstaltet, die die Summe von 2000 Thalern brachte, zu welcher der damalige Großherzog Carl Friedrich noch 1000 Thaler hinzufügte. Es dauerte Jahre, ehe alle Schäden an Häusern, Gärten und Wegen beseitigt waren. Wohl wurde manches Wahrzeichen an jenen Eisgang angebracht, doch nur eins ist noch erhalten am Wohnhaus von G. Hartmann.
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Kriegszeit 1870 - 71 Mit Gott für Fürst und Vaterland zogen 1870/71 ins Feld:
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Wünschendorf Die ältesten Nachrichten über den Ort, da jetzt Wünschendorf sich ausbreitet, lagen wohl gegen 2000 Jahre im dunklen Schoße der Erde, ungeschrieben, ungedruckt; getreulich bewahrte sie das Erdreich, bis Männer der schweren Arbeit sie ans Tageslicht beförderten. Brunnenbauer fanden auf einem Grundstück an der südlichen Seite des Mosener Weges in einer Tiefe von mehr denn 10 Metern im Jahre 1913 eine prähistorische Feuerstätte: Aschenreste, umlagert mit glatten, rissigen Kieselsteinen, und am Tage des Ausbruchs des Weltkrieges öffneten Steinbrucharbeiter bei ihrer Arbeit im Kalkwerk R. Völkel, östlich vom Bahnhof eine Kalksteinspalte, in der sich Skelette in hockender Stellung miteinander zugekehrten Gesichtern fanden. Das die Spalte füllende Erdreich zeigte beiderseits deutlich die rundlichen Abdrücke der Hinterköpfe. Wenn es in der Ausstattungsurkunde des Klosters Mildenfurth I 38 vom Jahre 1209 heißt „slavica villa Mildenvorde", so dürfte vielleicht damit Vaschnistorff - Wünschendorf - gemeint sein. Wahrscheinlich hat Graf Attribo die in der Talebene von Wünschendorf liegenden Grundstücke der wendischen Bewohner zu einem größeren Gut zusammenfassen lassen, und dieses mußte die Insassen seines festen Hauses genügend mit Nahrungsmitteln versorgen. Wir haben auch durch solche privilegien gehört, dasz ein schloss vor der kirchen Veitsberg gelegen hat und eine stadt, do das Wünschendorf liegt, die geheiszen hat Gleiszburg, do unser eltern einer geherrschet und sein wesen gehabt, genannt graff Heinrich von Osterode, den man die zeit geheiszen hat, den frommen grafen, der von dann hin auf Weyda schlosz und stadt geleget und gebaubet hat. (Geh. Archivrat Dr. Schmidt. III. Heft S. 20.) 1168 am 21. Oktober Einweihung der durch Erkenbert wieder aufgebauten Veitskirche durch Bischof Gerung von Meißen. 1545 tobte ein heftiger Streit wegen der Braugerechtigkeit der Wünschendorfer, ein Aktenstück von 134 Seiten zeugt davon. 1759 Fortsetzung der Lieferungen, Einquartierungen, Aushebungen von Rekruten, an der Brücke Wachtpikett; österreichische Reiterei - Kroaten - verlangen von der verarmten Bewohnern ausgezeichnete Verpflegung.
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Wünschendorfer Notgeld |
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Den einen Schein zierte im Mittelfeld ein Bild der Veitskirche, während die beiden Seitenfelder den Glockenspruch der bei einem Trauergeläut in der Kriegszeit zersprungenen Mittagsglocke links lateinisch und rechts deutsch brachten. |
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Der 4. Schein führt uns in die Zeit der Holzflößerei auf der Elster, die linke Abbildung stellt einen Flößer beim Nachtrieb dar, das Hauptbild des Floßrechen oberhalb des Wehres mit Unmengen angetriebener Flößscheite und das rechte Seitenbild einen Flößholzdieb, an dem das Floßgesetz handgreiflich ausgelegt wird. Jeder Schein dieser Serie hatte den Wert von 50 Pfennig. Die Rückseite aller 8 Scheine trug außer dem Wünschendorfer Wappen noch eine Bemerkung über die Dauer der Gültigkeit. |
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Unsere im Weltkrieg 1914 - 18 im Feindesland gebliebenen Väter und Söhne
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Alfred Pipping | 25.08.1914 | Emil Voigtmann |
12.04.1917
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Max Rümmelein | 11.09.1914 | Alfred Selzer |
30.04.1917
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Erich Pipping | 03.11.1914 | Albin Wirth |
05.05.1917
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Arthur Piehler | 23.10.1914 | Karl Kern |
08.05.1917
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Walter Bethmann | 14.11.1914 | Emil Kaiser |
07.06.1917
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Walther Leicht | 19.11.1914 | Paul Knoll |
01.08.1917
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Otto Hönig | 20.01.1915 | Erich Schumann |
23.09.1917
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Kurt Schmidt | 17.03.1915 | Ernst Meusel |
09.10.1917
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Otto Müller | 29.04.1915 | Oskar Schmutzler |
10.10.1917
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Friedrich Schiller | 24.07.1915 | Alfred Gruner |
04.02.1918
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Willy Uhlmann | 01.08.1915 | Otto Busch |
03.04.1918
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Oswald Schmeißer | 05.08.1915 | Max Helm |
15.04.1918
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Alfred Urban | 15.08.1915 | Richard Hammerer |
02.05.1918
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Ernst Pfeifer | 18.08.1915 | Franz Richter |
23.07.1918
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Alfred Lämmer | 22.08.1915 | Max Lippold |
15.08.1918
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Walter Hilbert | 25.10.1915 | Otto Piehler |
15.08.1918
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Willy Merbold | 09.03.1916 | Walther Römer |
23.08.1918
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Alfred Rost | 09.03.1916 | Hans Gräf |
01.09.1918
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Erich Hausmann | 07.04.1916 | Kurt Zehe |
04.10.1918
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Otto Grübner | 26.05.1916 | Max Römer |
10.10.1918
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Otto Eisentraut | 07.06.1916 | Richard Hilbert |
27.10.1918
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Max Dölz | 26.08.1916 | Max Schmidt |
12.02.1919
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Fritz Enders | 15.10.1916 | Arthur Röhlig |
27.06.1919
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Vermißt: Walther Reuß |
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Sagen 1. Unweit des Zoitzberges in nördlicher Richtung liegt eine mit Bäumen bewachsene Bergkuppe, die den Namen |